Humanismus. Der Flug der Träume

Zukunftsdialog am BG Vöcklabruck

 

Der 6. Zukunftsdialog am 6. März 2025 stand unter besonderen Vorzeichen: 80 Jahre 2. Republik, 75 Jahre BG Vöcklabruck, 70 Jahre Staatsvertrag, 30 Jahre Mitgliedschaft in der EU. So lag es nahe, diesen unter das Motto „Humanismus. Der Flug der Träume“ zu stellen, fühlen sich doch gerade die Gymnasien dem Geist der klassischen Antike, des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet. Das 550. Geburtsjahr Michelangelo Buonarottis unterstrich dies zusätzlich.

Den Humanismusgedanken umriss Univ.-Prof. Dr. Olivier Ribordy (Universität Wien) mit drei Hauptexponenten: Giovanni Picco della Mirandola (1463-1494) begründete die Würde des Menschen in seiner Freiheit, damit er sich daraus in Selbstbestimmung entfalte. Michel de Montaigne (1533-1592) band im Bildungsauftrag Selbsterkenntnis und praktisches Wirken aneinander. Giordano Bruno (1548-1600) postulierte den ultimativen Freiheitsbegriff mit seiner Vorstellung eines unendlichen Raums unendlicher Welten. Der offene Mensch in seiner Rätselhaftigkeit, Widersprüchlichkeit, Einsamkeit – und seine Freiheit, die ihn sich selbst schaffen lässt.

Bildungsdirektor HR Dr. Alfred Klampfer verwies auf den Auftrag von Bildung, nicht nur vom Fliegen zu träumen, sondern die Jugendlichen tatsächlich zu befähigen, jenseits der unsichtbaren Wand des Fliegenglases ihre Kreise zu ziehen. Die Performance „Der Körper als Instrument“ mit Kate Watson (Landestheater Salzburg) machte jene Wellen sichtbar, in denen sich der Einzelne aus Ängsten und Vorurteilen befreit, um über die Schwingungen der Musik mit seiner Umwelt zur Interaktion zu finden.

Das Individuum Mensch integrierten die acht Arbeitskreise in den Gemeinschaftsgedanken: Die Freiheit des Wortes in der Diskussion über die Gestaltung eines neuen Schulbuchs (Mag. Petra Paumkirchner) baute Brücken der Vielfalt über Schulstufen hinweg. Dieses lebendige Miteinander hob Selina Schweng (European Youth Parliament) mit ihrer Gruppe auf die gesellschaftliche Stufe zur Partizipation der Jugend bei der Gestaltung Europas – geht es doch um ihre Zukunft.

Individualität bedeutet auch Abgrenzung, daraus resultieren Konflikte. Aber wie damit umgehen? Der Workshop von Mag. Marianne Bauer (OSZE) vermittelte dazu drei goldene Regeln: einander aktiv zuhören, über verschiedene Meinungen nachdenken und dann durch gemeinsames Diskutieren zu Kompromissen gelangen. Auch Wirtschaft (Anna Thaler, WKO) vermag eine Brücke zwischen Völkern und Regionen zu schaffen. Der Balkan (MA BA Sophia Beiter, IDM) zeigt, dass es für ein friedliches Miteinander vor allem des gemeinsamen Wollens – und geteilter Träume und Visionen bedarf.

 

Karl Pangerl